
Machen wir eins klar:
Kreativität ist nicht das Ausdenken von Ideen.
Was dann?
Kreativität ist das Ausdenken von brauchbaren Ideen.
Warum ist diese Unterscheidung wichtig?
Sieh es mal so:
Als Texter kannst du deine Tastatur als Fliegenklatsche benutzen. Du kannst mit deinem 3.000-Euro-Macbook einen Käfer zerquetschen. Du kannst dir deinen Stift in die Nase stecken.
Sehr ausgefallene Ideen.
Aber sie sind eins nicht: brauchbar.
Und deshalb fallen solche Ideen nicht unter Kreativität.
Wie funktioniert ein kreatives Gehirn?

Forscher haben herausgefunden, dass bei kreativen Aufgaben bestimmte Hirnregionen aktiv sind.
Egal ob Musik, Kunst, Schreiben oder Knobeln: Es sind immer die gleichen Bereiche aktiv.
Diese 3 Bereiche sind:
- Der Träumer
- Der Filter
- Der Weichensteller
Zuerst wird unser „voreingestelltes“ Gehirn aktiv. Es ist der Bereich, der für spontanes Denken verantwortlich ist. Dort erledigen wir Aufgaben wie Tagträumerei, Phantasie und Vorstellung.
Dann wird die zweite Region aktiv: Der Filter. Die Wissenschaftler nennen dies den „ausführenden, kontrollierenden Bereich“. Diese Hirnregion filtert die Ideen, die von Nr.1 erzeugt werden, nach Brauchbarkeit.
Somit werden von der zweiten Hirnregion alle dummen und sinnlosen Ideen verworfen und nur die behalten, die halbwegs Sinn ergeben.
Und dann gibt es noch eine dritte Region, die aktiv wird: der Weichensteller. Diese Hirnregion sorgt dafür, dass ständig zwischen 1 und 2 gewechselt wird.
Sie stellt also ständig die Weichen mal zu 1 (Träumerei) und mal zu 2 (sinnvolle Auswahl).
Kreativität ist damit:
Das ständige Wechselspiel von absurder Träumerei und rationaler Sortierung.
So kommen brauchbare Ideen zustande.
So wirst du kreativ.
Bleibt noch die Frage:
Wie kannst du dieses Wechselspiel in deinem Gehirn anregen?
Sprich:
Wie wirst du kreativer?
Ich habe 7 Methoden für dich.
Sie alle sind:
- wissenschaftlich belegt.
- am eigenen Leib getestet.
Wenn du deine Kreativität steigern willst, dann lies weiter.
Es geht los:
7 wissenschaftlich bewiesene Methoden, die deine Kreativität garantiert erhöhen
Fangen wir mit einer sehr komischen Methode an:
1) Belüge dich selbst
Bestimmt kennst du den Placebo-Effekt.
Er besagt: Wenn ein Mensch glaubt, dass er eine Medizin bekommt, dann kann er allein durch diesen Glauben gesund werden.
Und jetzt kommt der Trick:
Das gilt auch für Kreativität.
So hatten Forscher in Israel die Probanden an etwas Strengem riechen lassen und ihnen gesagt, dass es die Kreativität erhöhe.
Die anderen Teilnehmer haben das Gleiche zum Riechen bekommen, aber ihnen wurde nicht gesagt, dass es die Kreativität erhöhe.
Das Ergebnis?
Die Menschen, die glaubten, dass ihre Kreativität gesteigert war, waren tatsächlich besser beim Test für kreative Aufgaben.
Was lernen wir daraus?
Belüge dich selbst.
Finde ein Ritual, das dich angeblich kreativ macht – und glaube daran.
Interessanter Fakt: Friedrich Schiller brauchte den Geruch verfaulter Äpfel, um kreativ zu sein.
Es ist egal, was du dir ausdenkst.
Hauptsache du glaubst selbst daran.
Also belüge dich selbst gut.

So setze ich diese Methode ein:
Ich habe folgendes Ritual entwickelt:
Kopfhörer anziehen, High-Frequency-Musik einschalten, losschreiben.
Ob High-Frequency-Musik die Kreativität steigert? Keine Ahnung. Aber ich glaube daran.
Die Details zur Studie findest du hier.
2) Der Abend davor
„Gehe niemals schlafen, ohne deinem Unterbewusstsein eine Aufgabe zu geben.“
― Thomas Edison
Dieser Spruch ist nicht nur ein Spruch.
Er ist wissenschaftlich bewiesen.
Die Psychologin Deidre Barrett bat ihre Studenten, sich ein Problem vorzustellen, bevor sie schlafen gingen.
Das Faszinierende: Die Lösungen kamen im Schlaf.
Ein Viertel der Teilnehmer träumte von einer möglichen Lösung.
Sprich:
Wenn du eine Schreibblockade hast oder gerade keine Lösung für ein kreatives Problem hast, dann denk daran, bevor du schlafen gehst.

So setze ich diese Methode ein:
Ich mache das ständig mit Artikelideen.
Wenn ich eine vage Artikelidee habe, dann denke ich daran vor dem Schlaf.
Am nächsten Morgen hat sich die Idee konkretisiert und die Worte fließen nur so aus mir heraus.
Die Details zur Studie findest du hier.
3) Das richtige Umfeld für Kreativität
Kreativität hängt auch vom Umfeld ab.
Das hat Professorin Janetta Mitchell McCoy herausgefunden.
Sie ließ Schüler Collagen erstellen. Die erste Gruppe saß in einem Raum mit Sonnenlicht und Möbel aus natürlichem Holz. Also einem eher natürlichen Umfeld.
Die zweite Gruppe saß in einem Raum aus Gipskartonplatten und viel Plastik.
Die erste Gruppe lieferte kreativere Collagen ab als die zweite.
Also: Weiße Wände, künstliches Licht und Plastik senken deine Kreativität.
Natürliches Holz, Sonnenlicht und naturverbundene Materialien erhöhen deine Kreativität.

Wie ich diese Methode einsetze:
Diese Methode habe nicht ich umgesetzt, sondern mein Bruder. Er hat ein ausgezeichnetes Studio mit viel Holz, Sonnenlicht, Ziegelsteinen und „vintage“ Holzmöbeln.
Dort schreibe ich täglich.
Das richtige Umfeld hilft mir produktiver und schneller zu schreiben.
Die Details zur Studie findest du hier.
4) Kreativität kommt aus den Beinen
Mach deiner Kreativität Beine – im wahrsten Sinne des Wortes.
Wenn du gehst, dann arbeitet dein Gehirn besser.
Es hat einen Grund, warum die griechischen Philosophen mit ihren Schülern spazierten. Und warum Jesus mit seinen Jüngern wanderte. Und warum viele Autoren in der Natur unterwegs waren.
Gehen macht kreativ.
In einer Studie wurden verschiedene Positionen getestet: Sitzen, gehen auf einem Laufband, sitzen in der Natur, gehen in der Natur.
Die besten Ergebnisse lieferte letzteres: Das Gehen in der Natur.
Der große Werbetexter Joseph Sugarman nennt diesen Prozess: Inkubation.
Du brütest etwas aus.

Wie ich diese Methode einsetze:
Ich spaziere nicht täglich.
Aber einmal pro Woche. Dabei wird der Kopf frei, Stress wird abgebaut und viele Ideen werden verarbeitet.
Wichtig ist dabei: Nimm kein Smartphone mit. Nur du, deine Beine und die Natur.
Wenn du ein erfolgreicher Blogger werden willst, dann ist diese „Denkzeit“ extrem wichtig.
Details zur Studie findest du hier.
5) Vermeide den Killer von Kreativität
Es gibt einen Mörder.
Er tötet täglich die Kreativität tausender Menschen.
Wie er heißt?
Traurigkeit.
Diese Traurigkeit wird auch oft begleitet von einem berühmten Mittäter:
Stress.
Diese zwei im Doppelpack können deine Kreativität endgültig töten.
Eine Studie hat herausgefunden, dass „traurige“ Menschen weniger neue Ideen entwickeln und sich stärker auf alte Informationen konzentrieren.
Sprich: Trauer und Stress lassen dich in alten „sicheren“ Denkmustern.
Doch wenn du fröhlich und positiv gestimmt bist, dann fokussierst du dich auf die Zukunft.
Sei glücklich. Sei positiv. Sei optimistisch.
Es steigert deine Kreativität.

Wie ich diese Methode einsetze:
Ich merke es immer selbst: Unbezahlte Rechnungen, persönlicher Streit oder Stress töten meine Kreativität.
Was ich dagegen tue:
Loslassen.
In meinem Geist lasse ich alles los, lebe nur in diesem Moment und fokussiere mich nur auf meinen Text.
Diese „fröhliche Einstellung“ hilft mir enorm beim Newsletter schreiben.
Details zur Studie findest du hier.
6) 80 % sind für die Tonne
Wie produzierst du gute Ideen?
Ganz einfach: Indem du ganz viele schlechte Ideen produzierst – und ab und zu ist eine gute Idee dabei.
Es ist ein großer Irrglaube, dass kreative Menschen nur gute Ideen haben.
Der Komiker Seinfeld hat eine einfache Regel:
Jeden Tag einen Witz schreiben.
So produziert er 365 Witze pro Jahr. Wenn davon nur 20 Prozent gut sind, dann sind das immerhin 73 gute Witze pro Jahr.
Diese 80-20-Regel hat ein Wissenschaftler sogar mal ausgerechnet. Bei seinen wissenschaftlichen Versuchen hat er errechnet, dass 80 Prozent seiner Ansätze für die Tonne sind.
Details dazu findest du in seinem Buch.
Fazit:
Qualität kommt von Quantität.
Produziere möglichst viele Ideen, egal wie schlecht sie sind. Ein paar gute werden dann schon irgendwann kommen.
Das bestätigt auch James Clear in seinem Buch Atomic Habits*.

Wie ich diese Methode einsetze:
Ich schreibe ALLE Ideen auf.
Ich weiß meist nicht, ob sie gut oder schlecht sind. Ob ich sie gebrauchen werde oder nicht.
Ich weiß aber: Je größer mein Ideen-Pool, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ich eine kreative Idee herausfische.
Übrigens: Ich benutze dazu einfach eine Notiz-App auf meinem Smartphone.
7) Der geheime Zustand kreativer Menschen
Kreative Menschen können vor allem:
Verschwinden.
Ich meine nicht physisch. Sie können komplett in ihrer Welt „verschwinden“. Sie gehen in ihrer Sache auf.
Wie Zucker im Wasser verbinden sie sich mit ihrer Aufgabe – und bemerken dabei nicht wie die Zeit vergeht.
Diesen Zustand nennt man „Flow“.
Dieser Zustand ist die Geheimwaffe extrem kreativer Menschen, die ein Meisterwerk nach dem anderen produzieren.
So konnte Thomas A. Edison bis zu 60 Stunden nicht schlafen.
Kannst du dir das vorstellen?
Fast 3 Tage ohne Schlaf !
Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er erst schlafen gehen konnte, wenn er das Projekt abgeschlossen hatte.
Das nenne ich Flow.
Wie ich diese Methode einsetze:
Wie oben bereits erwähnt:
Ich ziehe meine Kopfhörer an, schalte High-Frequency-Musik ein und fange an zu schreiben.
Ich höre dadurch nicht mein Umfeld. Ich höre dadurch nur meine Gedanken.
In diesem Zustand kann ich schneller schreiben als ein Content Terminator.
Den Begriff „Flow“ hat übrigens der Psychologe Mihalyi Csikszentmihalyi geprägt.
Er hat 90 kreative Menschen analysiert und kam zu dem Schluss, dass sie alle eins gemeinsam hatten: Flow !
Was wirst du für deine Kreativität tun?
Diese Methoden nutze ich alle nahezu täglich.
Doch diese kreativen Gewohnheiten kamen nicht über Nacht. Ich habe sie entwickelt.
Mein Rat an dich:
Such dir eine Methode aus und baue sie in deinen Alltag ein.
Fang mit einer an.
Sobald sie ein fester Teil deines Lebens ist, fügst du eine weitere hinzu.
So machst du aus dir ein Ideen spuckendes Monster, das nicht einmal Chuck Norris aufhalten kann.
Schreib großartig, sei großartig,
Dein Walter
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Hallo Walter,
besonders die Methode Nr. 6 hat es in sich.
Texte müssen nicht filmreif sein, wenn ich die Idee zum ersten Mal aufschreibe. Manchmal liefern sie die Vorlage für ein komplett anderes Thema. Oder landen in der Tonne.
Diese Erkenntnis ist unfassbar befreuend.
Danke für den großartigen Artikel.
Liebe Grüße
Mandy
Ja, extrem befreiend.
Ich habe dazu mal einen ganzen Artikel geschrieben:
10 Gründe, warum ich „schlechte“ Texte schreibe
Hier der Link:
https://www.schreibsuchti.de/2015/01/30/schlechte-texte-schreiben/
LG, Walter
Hi Walter,
einen großen Teil deiner Punkte kann ich voll zustimmen. Was mir besonders hilft sind ein ausgedehnter Spaziergang, ein gutes Umfeld (v.a. aufgeräumter Schreibtisch) und mit anderen über das Problem/Thema sprechen.
Was überhaupt nicht funktioniert ist das Lösen von Problemen nach dem Schlaf. Wenn ich Pech habe grüble ich über das Thema die ganze Nacht. Wenn die gute Idee kommt, dann jedoch vor dem Einschlafen. Zum Glück erinnere ich mich am nächsten Tag noch daran.
Ein anderer, skurriler Ort für brauchbare Ideen ist bei mir die Toilette. Als ich über diesen Punkt nachdachte, ist mir die Kaffeetasse fast aus der Hand gefallen. Aber was solls! 😀
Liebe Grüße
Anita
Toilette ist immer ein sehr kreativer Ort 🙂 Wichtig: Schnell danach aufschreiben, damit nichts verloren geht.
Die Studie zeigt ja, dass nicht alle nach dem Schlaf gute Ideen hatten. Bei mir funktioniert es.
Es sind ja keine Dogmas, sondern Anregungen, etwas auszuprobieren.
Das Gute behalte, das Schlechte lass sein 🙂
LG, Walter
In this thread, I was reading a best seller in the past Cybernetics by Maxwell Maltz, by a late successful plasic surgeon, free on the internet as PDF. The other name, I have is Self-image Psychology, with lots of ideas to pratice including creativity. Free, why not try. I am not sure, easy flowing English, try a German version, maybe it is avaiable.
Thanks for this hint.
Hallo Walter,
eine tolle Zusammenstellung Deiner Methoden.
Methode 4 „Kreativität kommt aus den Beinen“ gelingt besonders leicht mit einem Hund im Haus. Der will täglich (mehrmals) raus. Da kommst du ganz von alleine zur Bewegung in der Natur.
Ich genieße das seit fast 20 Jahren.
Ich werde mich von den übrigen Methoden inspirieren lassen. Danke für die Anregungen.
Viele Grüße
Josef
Hallo Josef,
Ja, ein Hund hilft da auf jeden Fall 🙂
Und viel Erfolg beim Ausprobieren der Methoden.
Ich wünsche dir ein kreatives Leben.
Walter
Ja zu Spaziergängen im Grünen.
Ja zu Flow
Ja zu Freude
Ja zu Selbstprogrammierung vor dem Schlaf
Ja zum Glauben an Rituale (Placebo)
🙏😄🙌
Danke für die Zustimmung 🙂
Dein Artikel kam mal wieder genau zur richtigen Zeit! Kenne alle Methoden. Aber sie gehen im Alltag immer mal wieder unter und brauchen eine Wiederbelebung. Danke für den Impuls, Walter!
Frohes Schreiben, Ricarda
Sehr gerne.
Genau darum geht es: In den Alltag integrieren.
Deshalb verzichte ich auf „große Veränderungen“ oder krasse Aktionen. Die setzt man am Ende sowieso nicht um… Die kleinen Dinge, die man täglich tut, die machen den Unterschied.
LG, Walter
Mein Weichensteller ist eingerostet. Dieser Artikel ist WD40. Danke dir.
Danke lieber Walter, mit diesem Artikel wurden meine Gehirnfilter wieder effektiv gereinigt 🙂
Vielen Dank für den Artikel. Ich lese sehr gerne solche informativen Artikel für den Start meines eigenen Onlinebusiness
Sehr gerne.
Viel Erfolg beim Umsetzen.
LG, Walter
Für mein Business ist das Thema Marketing und somit natürlich auch die Kreativität extrem relevant. Da kommt so ein Artikel gerade richtig!
… und mineral-armes Wasser (TDS: nicht größer als 130ppm) und zwar so, daß jeden Tag zwei Liter Urin ausgeschieden werden.
Du schreibst echt geniale Artikel, Walter!
Herzlich
michael
Danke für den Hinweis.
Und danke für das Lob 🙂
LG, Walter
… und die Reise geht natürlich weiter, lieber Walter.
Wasser ist das absolut wichtigste Lebensmittel! Durch eine kleine Änderung am Morgen, kannst Du Deinem Leben auf eine vollkommen neue Basis setzen.
https://most-simple.art/der-wichtigste-blog-aller-zeiten/
Sei gegrüßt, schreibe (weiter) Sinnvolles 🙂
michael