April 11

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30 Schreibtipps von Stephen King, die dich zu einem schrecklich guten Autor machen

Die 30 besten Schreibtipps – von Stephen King

Manchmal muss man durch ein Rohr aus Kacke kriechen, um als freier Mensch am Ende rauszukommen.

Dieses Bild stammt aus dem Film „Die Verurteilten“. Ich liebe dieses Bild. Es hat so viel Wahres an sich.

Stephen King, der den zugrunde liegenden Roman geschrieben hat, musste auch durch dieses Rohr.

Jeder Schriftsteller muss zuerst durch dieses Rohr voll Kacke, bevor er erfolgreich wird.

Auf seinem Weg durch dieses Rohr hat Stephen King eine Menge über das Schreiben gelernt und ich habe seine 30 besten Schreibtipps für dich gesammelt.

Diese Schreibtipps stammen aus seinem Buch „Das Leben und das Schreiben*“ – ein Muss für jeden angehenden Autoren. Und auch für Blogger eine Pflichtlektüre.

Vorhang auf für Stephen King:

Schreibtipp #1) Gutes Schreiben ist keine Gefühlsexplosion

Viele Studienkollegen von King waren in einer romantischen Wolke gefangen und glaubten, dass gutes Schreiben spontan sei. Gutes Schreiben sei ein Gefühlsausbruch, den man sofort festhalten müsse.

Ernsthafte Kunst kam… von irgendwo da draußen.

King sieht das anders. Gutes Schreiben ist harte Arbeit, bei der man um Klarheit, die richtigen Worte und die passenden Bilder kämpft.

Es ist Kopfarbeit. Nicht die Arbeit irgendwelcher mystischer Götter.

Schreibtipp #2) Gutes Schreiben ist beides: Klar und verrückt

Diese Klarheit darf eine Sache nicht ausschließen: den schriftstellerischen Wahnsinn.

Stephen King fragt zurecht: „Warum kann ein Schriftsteller nicht in der Lage sein, verrücktzuspielen und dennoch normal zu bleiben?“

Beides ist möglich: Man kann mit seinem Kopf klar schreiben und mit dem Herzen wild sein.

Schreibtipp #3) Gib nicht auf, nur weil es schwierig ist

Stephen King lernte durch seinem Roman „Carrie“ folgende Lektion:

Man sollte niemals aufgeben, nur weil sich die Geschichte als emotional oder imaginär kompliziert erweist.

Wenn du an eine Wand kommst, ist es keine gute Idee einfach umzukehren und etwas anderes zu machen.

Stattdessen solltest du durchhalten und dich durch die Wand bohren.

Schreib weiter!

„Auch wenn du das Gefühl hast, im Sitzen Scheiße zu schaufeln.“

Schreibtipp #4) Höre nie auf zu schreiben!

Stephen King hatte eine lange Zeit lang Alkoholprobleme. In seinem Buch verschleiert er sie nicht. Er rechtfertigt sich auch nicht, dass er den Alkohol bräuchte, um kreativ zu sein. Das sei Quatsch.

Wenn man trinkt, dann trinkt man, egal ob man Autor, Taxifahrer oder Penner ist. „Wir alle sehen ziemlich gleich aus, wenn wir in die Gosse kotzen.“

Doch von einer Sache ließ er sich nicht mal vom Alkohol abbringen: vom Schreiben.

Er hörte nie auf zu schreiben und vertraute darauf, dass es besser werden würde. Und es wurde besser.

Vertraue auf den Prozess.

Schreibtipp #5) Schreibe keine Bedienungsanleitung

Beschreibungen sind wichtig. Ohne sie entsteht im Kopf des Lesers kein Bild.

Doch leider verlieren sich viele Autoren in endlosen Beschreibungen. Stephen King nennt solche Texte dann eine „Bedienungsanleitung“.

Beispiel:
Ins Zimmer kam ein Mädchen, das 156 cm groß war, einen karierten Rock, eine weiße Bluse und ein Jacket trug.

Die Lösung?

Vage Vergleiche. Vergleiche sind die Abkürzung zu einem schnellen Bild im Kopf des Lesers.

Unser Beispiel:
Ins Zimmer kam ein Mädchen, das aussah wie ein Schulmädchen aus einem Manga-Comic.

Bamm! Und sofort hat der Leser ein klares Bild vor Augen – ohne, dass du ewig Details auflisten musst.

Schreibtipp #6) Sei alles, nur nicht leichtfertig

Du darfst dich nervös an den Schreibtisch setzen. Oder aufgeregt, hoffnungsvoll oder sogar verzweifelt.

Schreibe mit geballten Fäusten, verzogenem Gesicht oder Schweiß auf der Stirn.

Es ist egal, wie du an das Schreiben herangehst. Nur eins darfst du nicht tun: leichtfertig sein.

Nimm das Schreiben ernst. Egal, ob du mit einem Gedicht das Herz einer Dame erobern oder mit deinen 95 Thesen die Welt verändert willst.

„Sie dürfen sich niemals leichtfertig an ein weißes Blatt setzen“, schreibt Stephen King.

Vor allem die Überschrift wird hierzulande immer noch stark unterschätzt. Oft wird sie einfach am Ende hingerotzt. Böser Fehler, der dich tausende an Lesern kosten kann.

Nimm das Schreiben ernst oder lass es.

Schreibtipp #7) Dein Schreibstil ist wie ein Werkzeugkasten

Die 30 besten Schreibtipps - von Stephen King

King findet den perfekten Vergleich für die Fähigkeiten des Schreibens: den Werkzeugkasten.

Einen Werkzeugkasten hat man immer dabei und man kann immer auf die Werkzeuge zurückgreifen. Je mehr Werkzeuge man tragen kann, desto besser.

Sprich: Du kannst deine Fähigkeiten als Autor erweitern, genauso wie du einen Werkzeugkasten erweitern kannst.

Doch es geht nicht ohne harte Arbeit (und Zeit und Geld).

Schreibtipp #8) Ebene 1: Der Wortschatz

Die erste Ebene des Werkzeugkastens ist der Wortschatz. Es ist die Ebene, die man am häufigsten benutzt.

Und das Tolle ist: Hier reicht das, was du bereits an Werkzeugen hast, bereits aus.

Du brauchst keinen hochgestochenen Wortschatz. Du brauchst einen Wortschatz, den man versteht. Sei klar und direkt.

Ein paar Beispiele großartiger Autoren:

„Der Fluss war da. Es war ein heißer Tag.“
– Ernest Hemingway

„Manche Landbesitzer waren freundlich, weil sie das, was sie taten, ungern taten, und manche waren böse, weil es ihnen zuwider war, grausam zu sein, und manche waren kühl, weil sie schon vor langer Zeit herausgefunden hatten, dass man kein Landbesitzer sein kann, ohne kühl zu sein.“
– John Steinbeck

Im Englischen besteht der Text von Steinbeck aus 50 Wörtern. 39 davon sind nur eine Silbe lang.

Du musst dich nicht für deine kurzen Wörter schämen. Ganz im Gegenteil: Die kurzen Wörter sind die besten.

Wenn du deinen Wortschatz künstlich herausputzt, dann ist das, als ob du deinen Hund schminkst. Es wirkt komisch und lächerlich.

Schreibtipp #9) Ebene 2: Die Grammatik

Hier hält sich Stephen King nicht lange auf. Entweder man hat die Grundlagen verstanden, deshalb braucht man hier auch keine Tipps.

Oder man hat die Grundlagen noch nicht in der Schule verstanden, dann ist man sowieso ein hoffnungsloser Fall.

So oder so: Tipps für die Grammatik machen deshalb bei einem (erwachsenen) Autor wenig Sinn.

Doch eins kann ich dir sagen: Satzzeichen sind wichtig.

Vor allem die Platzierung des Kommas entscheidet über Leben und Tod.

„Komm wir essen Opa.“

„Komm wir essen, Opa.“

Schreibtipp #10) Befolge die Regeln – bis du es besser weißt

Was die Grammatik angeht, gibt King einen wichtigen Tipp: „Solange man nicht sicher ist, dass man es gut macht, ist man wahrscheinlich am besten beraten, die Regeln zu befolgen.“

Sprich: Nur, wenn du dir sicher bist, was du tust, dann solltest du die Regeln brechen.

Anfänger brechen die Regeln aus Unwissenheit.

Meister brechen die Regeln mit Absicht.

Der Leser merkt den Unterschied.

Schreibtipp #11) Ebene 3: Die Stilelemente

Wortschatz und Grammatik lernt man in der Schule. Stil lernt man erst durch kreatives Schreiben – nicht durch Diktate.

Es gibt viele stilistische Elemente, doch Stephen King betont vor allem eins: den Absatz.

Der Absatz wird von vielen Autoren unterschätzt. Dabei ist er das Instrument, das über die Geschwindigkeit eines Textes entscheidet. Je mehr Absätze, desto schneller der Text.

Das Aussehen eines Absatzes ist fast genauso wichtig wie sein Inhalt. Überlege also gut, wann und warum du einen Absatz machst.

Schreibtipp #12) Der Leser ist die wichtigste Person

Auch wenn du es nicht gerne hörst: der Leser ist wichtiger als du. Deine wichtigste Aufgabe ist, ihn nicht zu verlieren.

Er darf nicht in deinen Texten untergehen, sich verlaufen oder ertrinken. Nimm den Leser an die Hand. Schreibe klar.

„Ohne den treuen Leser bist du nur eine quakende Stimme im Nichts.“ Klick um zu Tweeten

Schreibtipp #13) Adverbien sind nicht deine Freunde

Stephen King hat eine klare Meinung zu Adverbien: „Die Straße zur Hölle ist mit Adverbien gepflastert.“

Warum sind Adverbien so schlimm?

Weil sie überflüssig sind. Oder besser gesagt: In einem guten Text sind sie überflüssig.

Beispiel mit Adverb:
„Er machte die Tür fest zu.“

Hier sieht man, dass Adverbien meistens von „faulen“ Autoren verwendet werden, die sich nicht die Mühe machen wollen, nach dem richtigen Wort zu suchen.

Besser:
„Er knallte die Tür zu.“

Kürzer, knackiger, lebhafter.

Also Finger weg von Adverbien.

Schreibtipp #14) Angst ist die Ursache schlechter Texte

Die 30 besten Schreibtipps von Stephen King - Angst ist die Ursache

„Die Angst ist der Grund für viele schlechte Texte“, schreibt King in seinem Buch.

Da stimme ich ihm voll zu. Auch William Zinsser schreibt in seinem Ratgeber*, dass Schreiben immer eine Sache des Mutes ist.

Ohne Mut kann man kein guter Autor werden. Klick um zu Tweeten

Warum?

Weil man dann immer unter dem Einfluss der Angst schreibt: „Das sollte ich noch hinzufügen.“ „Oh, das klingt zu hart. Das muss man abschwächen.“ „Vielleicht trete ich jemandem damit auf die Füße, ich lass das lieber weg…“

Große Autoren sind das Gewissen der Gesellschaft. Sie sagen das, was alle denken, was sich aber keiner traut auszusprechen.

Stephen King sagt es so:
„Gutes Schreiben hat viel damit zu, Angst und Affektiertheit abzulegen.“

Schreibtipp #15) Schreiben ist veredeltes Denken

Leider sind unsere Finger häufig schneller als unser Verstand.

Wir alle kennen den Spruch: Erst denken, dann reden.

Für Autoren gilt: Erst denken, dann schreiben.

Entferne das Offensichtliche und Banale aus deinen Texten. Überrasche den Leser.

Schreibtipp #16) Die Ellipse

Dieses Stilelement benutze ich sehr oft und sehr gerne. Es strafft den Text wie Botox das Gesicht.

Was ist eine Ellipse? Ein unvollständiger Satz.

In der Regel besteht ein klassischer Satz aus Subjekt und Prädikat.

Wenn du das Prädikat oder das Subjekt weglässt, dann wird der Text zackiger, schneller und dynamischer. Die Ellipse eignet sich hervorragend, um in Schlüsselmomenten die Spannung zu erhöhen.

Beispiel ohne Ellipsen:
„Er rannte zur Tür und lauschte. Er hörte nichts. Nur das Rauschen des Windes und das Rascheln der Blätter waren zu hören.“

Beispiel mit Ellipsen:
„Er rannte zur Tür und lauschte. Nichts. Nur das Rauschen des Windes und das Rascheln der Blätter.“

Natürlich ist das grammatikalisch nicht ganz richtig. Aber es geht beim Schreiben nicht um korrekte Grammatik. Es geht um Verführung.

Schreibtipp #17) Spüre den Rhythmus

Ein Text hat genauso wie ein Lied einen Rhythmus.

Ein Lied mit einem monotonen Rhythmus wird schnell langweilig und eintönig. Das gleiche gilt für einen Text.

Wenn du nur Ellipsen verwendest, dann klingt dein Text wie ein Marsch. Zack, zack, zack. Das wird auf Dauer anstrengend.

Wenn du nur ellenlange Sätze schreibst, dann wird es ebenfalls langweilig. Der Trick liegt im Mix. Schaffe Abwechslung. Variiere.

Das Mittel dazu sind Satzzeichen. Spiele mit Punkten, Kommata, Semikolons und Doppelpunkten. Es gibt auch noch Fragezeichen und Ausrufezeichen.

Und nicht zu vergessen: der Absatz.

Nutze diese Mittel, um einen Rhythmus zu erschaffen, der den Leser in seinen Bann zieht.

Mache mit Worten Musik. Klick um zu Tweeten

Schreibtipp #18) Ein Satz nach dem anderen

Zu viele Autoren und Blogger lassen sich von dem großen Aufwand abschrecken. Sie stellen sich einen 500-Seiten-Roman vor und werden allein durch dieses Bild gelähmt wie ein Fossil.

Die typische Schreibblockade.

Die Lösung? Zerlege den Roman in einzelne Kapitel. Zerlege die Kapitel in Absätze und die Absätze in Sätze.

Jetzt musst du keinen Roman mehr schreiben – nur noch einen Satz. Das ist weniger furchteinflößend.

Konzentriere dich einfach auf das Hier und Jetzt. Auf den Satz vor dir. Und schreibe einen Satz nach dem anderen.

Schreibtipp #19) Die Muse lebt im Keller

Viele Autoren warten auf die „Muse“, auf die Inspiration.

Stephen King sagt nicht, dass es sie nicht gibt. Es gibt sie.

Allerdings kommt sie nicht einfach in dein Zimmer geflattert. Du musst zu ihr gehen. Du musst dich in den Keller begeben und dich zu ihr durchkämpfen. Du musst die Drecksarbeit machen und erst dann begegnest du der Muse.

Sprich: Die Muse kommt zu denen, die hart arbeiten und nicht zu denen, die auf der Couch sitzen und Netflix gucken.

Schreibtipp #20) Viel Lesen und viel Schreiben

Dieser Tipp liegt auf der Hand. Trotzdem halten sich sehr wenige Autoren und Blogger an diese Regel.

Viele schreiben und schreiben – und merken nicht, dass sie nur Klischees bedienen. Warum? Weil sie keine guten Texte lesen, denken sie, dass ihre Texte gut sind.

Es fehlt einfach der Vergleich. Es fehlt die Erfahrung.

Stephen King spitzt es sogar noch zu: „Wer keine Zeit zum Lesen hat, der hat auch keine Zeit zum Schreiben.“

Kleiner Tipp: Hörbücher helfen auch. Stephen King hört etwa 6 bis 12 Hörbücher pro Jahr.

Da bin ich mit King gleichauf: Ich höre über Audible* 12 Hörbücher pro Jahr. Im Moment höre ich das hier*.

Schreibtipp #21) Vermische Stile anderer Autoren

Eine gute Form des Lernens ist das Kopieren. Vor allem am Anfang ist das „Abschreiben“ die effektivste Methode, den Schreibstil zu verbessern.

Wenn du deine Vorbilder kopierst, ist das zunächst nichts Schlechtes. Doch im zweiten Schritt solltest du deinen eigenen Stil entwickeln, indem du diese Stile vermischst.

So entsteht etwas komplett Neues.

Schreibtipp #22) Vergiss die „höfliche“ Gesellschaft

„Wenn Sie es als Schriftsteller schaffen wollen, sollte Unhöflichkeit ihre zweitletzte Sorge werden. Die letzte Sorge sollte die sogenannte bessere Gesellschaft und deren Erwartungen sein.“

Sei authentisch und versuch dich nicht an das höfische Getue anzupassen. „Political Correctness“ und so weiter sind oft nur Schlingen der Fürsten.

Du sollst niemanden beleidigen. Aber du sollst auch nicht mit Silberlöffel im Hintern schreiben.

Schreibtipp #23) Lass den Fernseher aus

Die besten Schreibtipps – von Stephen King

Viel schreiben und viel lesen – das kostet viel Zeit.

Und davon verschlingt der Fernseher einfach zu viel.

Punkt.

Schreibtipp #24) Spiele mit deinen Texten

Was macht einen schlechten Musiker aus?

Er spielt nur nach Noten.

Er improvisiert nicht, er experimentiert nicht, der dreht nie durch. Doch ein Roboter kann auch nach Noten spielen.

Wenn du als Autor nicht von einem Roboter ersetzt werden möchtest, dann spiele mit deinen Texten. Probiere aus, experimentiere, sei wild, sei frei.

Alles andere kann auch eine Maschine.

Schreibtipp 25) Schreibe deine X Wörter pro Tag

Diesen Punkt kennst du bestimmt schon. Jeder Autor beschwört immer wieder die berühmte „Schreibroutine“. Doch wer setzt es konsequent um?

Wer ist so diszipliniert, dass er jeden Morgen vor der Arbeit 2 Stunden schreibt? Oder jeden Abend eine halbe Stunde vor dem Schlafen?

Stephen King hat sich selbst eine Vorgabe gemacht: Er hört erst auf zu schreiben, wenn er 2000 Wörter geschrieben hat – egal wie lang es dauert. Und diese Routine zieht er knallhart durch.

Für den Einstieg empfehle ich dir 500 Wörter pro Tag anzupeilen. Das dauert gerade mal eine halbe Stunde bis Stunde.

Das schafft jeder – wenn er es mit dem Bloggen (oder Bücher schreiben) ernst meint.

Schreibtipp 26) Habe eine Tür, die man schließen kann

Heute kann man von überall schreiben. Die Frage ist jedoch: Sollte man das auch?

Dein Schreibort sollte vor allem eine Bedingung erfüllen: Er sollte eine Tür haben, die man schließen kann.

Diese geschlossene Tür ist vor allem ein Symbol der „Arbeit“ und dass du nicht gestört werden willst.

Fokus entscheidet über den Erfolg eines Textes.

Schreibtipp #27) Bring es zu Ende

Bei seinem Roman „Das letzte Gefecht“ kam Stephen King nicht weiter und war kurz davor, den Roman aufzugeben. Doch er hatte schon 500 Seiten geschrieben.

Was tun viele Autoren in solch einer Situation? Sie fangen ein neues Projekt an, weil es sich schöner anfühlt. So entfliehen sie der Blockade und nehmen den Weg des geringsten Widerstandes.

Stephen King tat das nicht. Er machte stattdessen lange Spaziergänge. Ganz alleine. Und zerbrach sich den Kopf über das Manuskript.

Wochenlang kam er nicht weiter, bis eines Tages die Erleuchtung kam. Ein Geistesblitz. Der Roman war gerettet.

Fliehe also nicht vor unangenehmen Blockaden oder schwierigen Projekten.

Bringe es zu Ende.

Schreibtipp #28) Der Leser muss sich wiederfinden

Es ist schon komisch: Der Leser findet ein Buch besonders gut, wenn er sich darin wiederfindet.

Das hatte auch schon Thomas Mann gesagt:

Wir finden in den Büchern immer nur uns selbst. Komisch, daß dann allemal die Freude groß ist und wir den Autor zum Genie erklären.

Thomas Mann (1875-1955), dt. Schriftsteller, 1929 Nobelpr. f. Lit.

Das heißt für dich vor allem eins: Sei glaubwürdig, real und menschlich. Je näher am Leser, desto besser.

Schreibtipp #29) Bitte nichts Ausgelutschtes

Die 30 besten Schreibtipps von Stephen King

Kaust du gerne Kaugummis nachdem sie jemand schon gekaut hat?

Nein?

Warum benutzt du dann ausgelutschte Phrasen, die jeder Autor schon zehnmal durchgekaut hat?

Seien wir mal ehrlich: Wir alle gehen mal den leichten Weg und wählen die faule Formulierung.

Es wird „fieberhaft gesucht“, denn schließlich gibt es „ohne Fleiß keinen Preis“ – das hat mir ein Experte gesagt, der „aus dem Nähkästchen geplaudert hat“.

Komm schon.

Das können wir besser.

Schreibtipp #30) Bilder ja, Klischees nein

Bilder sind Nutella für dein Gehirn. Der menschliche Verstand denkt in Bildern und liebt sie – so wie ich Nutella liebe.

Auch Pulitzer sagte schon: Schreibe bildhaft, dann werden sie dich in Erinnerung behalten.

Doch was er nicht meinte, waren die abgedroschenen Klischees und Bilder, die wir täglich in armseligen Texten lesen.

„Er rannte wie ein Besessener“, weil er die „Nadel im Heuhaufen“ suchte und da er sie nicht fand wurde „wurde er kreidebleich“ und „stinksauer“.

Bitte verschone deine Leser mit solchen Bildern. Das sind keine Bilder, das sind Bildschirmschoner. So etwas guckt sich keiner freiwillig an.

Gib dir etwas Mühe und spiele verrückt. Denke dir neue Bilder aus, neue Vergleiche und verdrehe bekannte Muster. Dann wirst du den Leser aus seinem Tiefschlaf reißen.

Die Frage, die alles verändert

Eine Phrase von Stephen King hat mir besonders gefallen. Es ist die Frage, die in deinem Leben alles verändern kann:

„Muss ihnen wirklich erst jemand einen Aufkleber mit der Aufschrift SCHRIFTSTELLER anpappen, damit Sie selbst glauben, einer zu sein?“

Das war meine wichtigste Erkenntnis vor 3 Jahren als ich anfing, das Schreiben ernst zu nehmen. Eine Sache wurde mir klar: Ich muss niemanden um Erlaubnis fragen, um mich als Blogger zu sehen. Ich bin einer, weil ich mich dazu entschieden habe, nicht weil andere mich so betitelt haben.

Ich sagte es mir immer wieder: „Ich bin ein Blogger. Ich bin ein Autor.“

Glaube an dich – vor allem, wenn es die anderen nicht tun.

Sei großartig, schreib großartig.

Dein Walter

PS

Nicht vergessen: Hole dir unbedingt das Buch „Das Leben und das Schreiben*“ von Stephen King. Es macht viel Spaß und du lernst eine Menge.


  • Hallo Walter,

    Vielen Dank für den SPANNENDEN Artikel!

    Ich las dieses Buch von King schon vor Jahren, eben weil ich dachte, das Schreiben könne mir auch Spaß machen.

    Daraus wurde nichts. Es geriet in Vergessenheit.

    Jetzt habe ich gerade die Welt des Bloggens entdeckt, sauge viele Artikel (gerade von Dir) auf, und fühle mich durch diesen Artikel ermutigt doch selber zu schreiben.

    Und das nicht nur weil ich einen „aktuellen Sog“ zum Schreiben spüre, sondern auch weil ich durch diesen Artikel erinnert wurde, dass dieser Wunsch und das „Feeling“ schon einmal da waren. Das hatte ich doch glatt vergessen.

    Vielen Dank für diese Erinnerung!

    LG, Anand

  • Großartige Zusammenstellung – danke dafür! Das Buch von Stephen King ist eine Art Bibel … Und ja, neben dem Beherrschen des „Handwerks“ ist der Mut, sich selbst als Schriftsteller zu bezeichnen, wohl das Allerwichtigste. Ich hätte meine Bücher (Romane und Sachbücher) nicht schreiben können, würde ich nicht auf mein Können vertrauen – aber deshalb war es trotzdem harte Arbeit und ich bin oft noch immer die Meisterin aller Zweifler 🙂 Ich würde mich mit meinen Büchern aber auch nicht an die Öffentlichkeit wagen, fühlte es sich nicht inzwischen selbstverständlich an, Autorin zu sein. Man muss sich selbst die Erlaubnis geben. Unbedingt. Und Spaß daran haben.

  • Danke für deine Mühe, dass du uns immer wieder mit Honig zu verschiedenen Blickwinkel und Möglichkeiten lockst.

    Ich fühle mich inspiriert und motiviert!

  • Bei Punkt 18 musste ich kurz zusammenzucken 😀

    Wie oft habe ich NICHT mit dem Schreiben angefangen, nur weil ich dachte, dass bringst du jetzt eh nicht zu Ende.

    Dann stellte mir mein Coach die alles entscheidende Frage:“Wie isst du einen Elefanten?“

  • Tausend Dank für diese 30 Tipps! Ich habe genau DAS gerade so dringend gebraucht. Ich habe echt mit dem Gedanken gespielt, alles hinzuwerfen, weil ich nicht weiterkomme, weil ich gerade alles schlecht finde, was ich geschrieben habe. Ich werde mir nun umgehend das Buch von Stephen King holen und mich durch „meine Wand“ boxen. Super Artikel!

    Liebe Grüße 🙂

    • Hi Lea,

      Das freut mich sehr. Ich wünsche dir viel Erfolg beim „Durchboxen“ und drücke dir Daumen. Ich sage immer: Du hast nur verloren, wenn du aufhörst zu schreiben 😉

      LG, Walter

  • Wie immer ein sehr guter Artikel, der hilft das Beste für sich raus zu ziehen und alleine weiterzudenken, um ein wirklich exzellenter Schreiber zu sein.
    Ich hab da noch viel Potenzial nach oben…, das merke ich beim Lesen deiner Tipps immer 🙂
    DANKE dafür !!!

    Und bitte sag mir noch, wie bekomme ich dein kostenloses E-Book, wenn ich schon Abonnent deines blogs bin, sprich meine E-Mail Adresse schon in deinem Verteiler ist? Einfach eintragen und link in mein E-Mail Fach bekommen funktioniert leider nicht…

    • Danke für dein Lob und ich bin froh, wenn ich helfen kann.

      Ich habe dir soeben per Mail den Zugang zum kostenlos E-Book geschickt. Viel Spaß damit.

      LG, Walter

  • Hallo Walter,
    mal wieder ein erfrischender Artikel. So wie man das von dir gewohnt ist.
    Ich stimme auch mit der Grammatik (also dem lockeren Umgang damit) voll überein.
    Mögen Bilder in den Köpfen der Leser herumwandern…
    Aber bei Tipp 19 habe ich echt nen Verbesserungsvorschlag: Sitzen auf der Coach… mach ein komisches Bild – auf der Couch wird’s gleich gemütlicher. 😉
    Alles Liebe für dich!
    Thomas Hofmann

  • „Die Straße zur Hölle ist mit Adverbien gepflastert.“
    Hihi.

    Vielen Dank für einen abermals sehr unterhaltsamen und lehrreichen Artikel. Ich habe in der Pubertät relativ viel Stephen King gelesen, mir aber – abgesehen von den tollen Stories – niemals Gedanken darüber gemacht warum mir der Schreibstil so gut gefällt. Höchste Zeit, das nachzuholen.

    Wir haben gerade erst unseren Blog gestartet und werden mit dir lernen, gut zu schreiben. Merci.

  • So ein erneuter Versuch mit Firefox 🙂
    Wollte eigentlich nur sagen, dass der Artikel in meinem Kopf einiges bewegt hat. Wunderbar aufgelistet. Vor allem diese blöden Adverben sind so ein Thema, wo ich immer wieder in alte Muster verfalle….

    Viele Grüße vom gamer83!

  • Lieber Walter,
    in meiner Version des Buches von Stephen King finde ich die 30 Punkte nicht, die du hier zusammengestellt hast! Tolle Arbeit, hilfreich und ein Motivationsschub für mich als Schreiberling. Danke.
    Wenn ich schon antworte, dann sag ich dir auch, was ich in deinem Text gefunden habe:
    „der den zugrunde liegenden Roman geschrieben hat“, (der den Roman zum Film geschrieben hat)
    „ein Muss für jeden angehenden Autoren“ (ein Muss für jeden Autor)
    Du predigst: Kurz und treffend! Und das gilt doch auch für dich?
    Bleib großartig, schreib großartig, ich freu mich auf deinen nächsten Tip
    Thomas

  • Danke für den knackigen Beitrag! Selten so viel in so kurzer Lesezeit erfahren. Das war sicher viel Arbeit als Autor. Meine Anerkennung!

    Danke auch für die Schreibmotivation, die sich beim Lesen auf mich übertragen hat:
    Ja, ich bin Autorin! Zum Schreiben gehört Mut, das kann ich bestätigen. Ich werde gegen die Angst schreiben, die sich in unserer Gesellschaft ausbreitet.

    LG, Ricarda

  • Sorry, mein Kommentar scheint von der Autokorrektur geschrottet worden zu sein … da steht meine Strasse inkl. Hausnummer.

    Doof.

    Aber auch egal.

    Schreib‘ ich’s eben nochmal – diesmal anders:

    „Eigentlich“ wollte ich nicht so viel lesen.
    Der Artikel war mir zu lang … für die Zeit die ich hatte.

    Dachte ich.

    Doch dann hat mich jeder Punkt auf’s neue Gefesselt.
    Klasse.

    Das zeigt, wie gut Du Dein Handwerk verstehst, lieber Walter.

    Danke dafür.
    🙂

    Anton

    • Hi Anton,
      Danke für dein Lob und deinen Kommentar. Das freut mich sehr und schön, dass ich es geschafft habe deine Lesepläne zu zerstören 😀

      Übrigens: Dieser fehler mit der Straße liegt an Chrome. Ich arbeite dran, das zu korrigieren.

      LG, Walter

  • Danke für diese tollen Tipps! Das ist für mich heute meine Portion Motivation.

    Kurze Absätze machen deine Texte schnell und leicht lesbar, das stimmt. Es funktioniert hervorragend. Persönlich mag ich das überhaupt nicht. Mein Kopf fühlt sich irgendwie verarscht.

    Ich geh schreiben, bis später.

  • „Zu viele Autoren und Blogger lassen sich von dem großen Aufwand abschrecken. Sie stellen sich einen 500-Seiten-Roman vor und werden allein durch dieses Bild gelähmt wie ein Fossil.“
    Warum ist dem so?
    Diese Leute haben wahrscheinlich noch nie eine längere Geschichte geschrieben, und wollen sich gleich am Meisterstück Roman versuchen.
    Zuerst ist man Lehrling und dann Geselle.
    Das heißt, zunächst wird man kurze Texte schreiben, die im Laufe der Zeit immer länger werden. Man muss viel üben, um sich jenes Wissen anzueignen, das man zum Roman schreiben braucht.
    Auch Stephen King ist nicht als Meister vom Himmel gefallen.

    „Die typische Schreibblockade.“
    Leute: Schreiben ist Arbeiten! Das übersehen die meisten, die vom Schreiben träumen. Sich jeden Tag hinzusetzen und zu schreiben, noch dazu einen Text, den kein Mensch erwartet, das ist Horror! Und ein Roman von 50.000 bis 100.000 Worten erfordert sehr viel Arbeit.

    „Die Lösung? Zerlege den Roman in einzelne Kapitel. Zerlege die Kapitel in Absätze und die Absätze in Sätze.“
    Stimmt!
    Ein Haus errichtet man auch nicht an einem Tag! Ein Zielstein nach dem anderen.

    „Jetzt musst du keinen Roman mehr schreiben – nur noch einen Satz. Das ist weniger furchteinflößend.“
    „Konzentriere dich einfach auf das Hier und Jetzt. Auf den Satz vor dir. Und schreibe einen Satz nach dem anderen.“
    Besser: Erforsche das Thema des Romans genau. Je mehr Informationen du darüber hast, umso mehr Worte können dir dazu einfallen. Wer sein Thema nicht kennt, wird nur unsicher im Dunkeln herumtasten. Das hindert einen dann am Schreiben. Das führt dann zur berüchtigten Blockade!!

  • Hi Walter,

    auch ich finde deinen Blog sehr hilfreich und interessant. Ich schreibe selbst, allerdings habe ich noch nicht genug Stoff für einen Roman gefunden.

    Viele Grüße,
    Michael

  • Wow, dieser Beitrag von dir hat mir sehr gut gefallen! Ich bin ein riesiger Stephen King Fan und einige Fakten kannte selbst ich nicht. Weiter so!

    Leute, checkt doch mal meinen Blog: theafricanreader.wordpress.com

    • Hi, Danke für deinen Kommentar.
      Aber die URL im Kommentar hättest du dir auch sparen können. Es gibt bessere Wege, um auf sich aufmerksam zu machen 😉 So macht man sich eher unbeliebt 😉 Nur so als Tipp 🙂
      LG, Walter

  • Gerade gekauft. Wobei ich hoffe, dass das Buch ebenso genial geschrieben ist wie dieser Post. Genau der (Motivations)Tritt in den Hintern, den ich so dringend gebraucht habe. Danke dafür.

    LG Anna Marie

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