Storytelling geht zurück bis zur Lagerfeuerromantik der alten Geschichtenerzähler.
In den letzten Jahren hat der Begriff „Storytelling“ in der Social Media-Welt einen Boom erlebt.
Dabei ist das Prinzip gar nicht neu. Die Werbung setzt das Prinzip des Geschichtenerzählens schon seit Jahrzehnten ein und manipuliert uns erfolgreich. Die Produkte, die wir kaufen, aber nicht brauchen, sind der Beweis.
Ja, richtig gehört. Storytelling wird gerne auch mal dazu eingesetzt, Menschen zu manipulieren.
Aber da wollen wir Schreiber uns gar nicht erst drauf einlassen. Wenn wir auf unseren Blogs Storytelling einsetzen, dann wollen wir unsere Leser nicht manipulieren. Wir wollen erzählen, begeistern oder beibringen. Die Geschichten sind das Mittel, um unser Wissen weiterzugeben.
Denn mal ehrlich: Klar bringt dir eine reißerische Überschrift mehr Klicks. Aber wenn du das mit dem Hammer-Titel gegebene Versprechen nicht halten kannst, sind die Menschen auch ganz schnell wieder weg – und kommen in der Regel auch nicht wieder. Storytelling hilft dir, das Versprechen der Überschrift zu erfüllen.
Was ist eigentlich Storytelling?
Ganz allgemein: Man macht aus puren Fakten, trockenen Themen und bildenden Inhalten eine unterhaltsame Geschichte, die uns emotional anspricht.
Wozu braucht man dieses Storytelling?
Blogger, Autoren und Werbetexter nutzen die Macht des Geschichtenerzählens, um ihren Lesern nicht nur Wissen oder ein Produkt zu vermitteln, sondern sie gleichzeitig zu unterhalten und emotional zu kitzeln.
Mit anderen Worten: Storytelling ist ein Muss für jeden guten Autor.
Wie große Marken Storytelling einsetzen
Große Marken verknüpfen mit ihrem Produkt immer ein Gefühl. Besonders herausragend machen das z.B. Red Bull mit dem Schlagwort „Energie“ oder Coca Cola mit „Gemeinschaft“. Wichtig ist, dass du dich und dein Produkt mit einer positiv besetzten Emotion verknüpfst: Freiheit, Lebendigkeit, Liebe, Erfolg, Zeit, etc. sind solche Attribute. Die drei Punkte, die du dabei auf jeden Fall nicht vergessen darfst:
- Fang bei den Problemen und Bedürfnissen deiner Zielgruppe an, nicht bei deinen eigenen Gefühlen.
- Deine Geschichte oder dein Beispiel sollte so einfach sein, dass es leicht zu merken ist.
- Der Leser soll einen Punkt finden, an dem er sich mit dem Blog oder Produkt identifizieren kann.
Dieses Gefühl kannst du nur mit einer guten Geschichte erzeugen. Hier siehst du, wie wichtig Storytelling ist.
Die 3 Elemente einer guten Geschichte
Wichtig für den Einsatz von Storytelling ist, dass die Geschichte spannend ist und Emotionen weckt. Das schafft sie durch Dramaturgie.
Diese Dramaturgie besteht aus drei Elementen:
- eine Ausgangssituation
- eine Veränderung
- eine neue Endsituation
Die 15 Gebote des Storytellings:
Alle Autoren und Schreibenden wollen gut schreiben. Was aber guter Schreibstil ist, wird vor allem subjektiv bewertet.
Neben Einfachheit, Klarheit und Eleganz, machen z.B. auch Atmosphäre, Metaphern und Emotionen einen guten Schreibstil aus – und diese drei Zutaten bekommst du durch Storytelling.
Hier zeige ich dir 15 Gebote, die du beachten musst, wenn du Storytelling bei Blogs, für einen Vortrag oder dein nächstes Buch einsetzt:
1) Geschichten sind Pflicht
Geschichten sind kein Luxus, sondern ein Muss. Traditionell erzählte Geschichten erleben einen regelrechten Boom.
Game of Thrones und klassische Krimis sind nur zwei Beispiele, wie du mit althergebrachten Erzählmethoden deine Leser in den Bann ziehst.
2) Unterhalte
Langweiliges Erzählen ist zum Einschlafen. Überrasche deinen Leser, bring ihn dazu, Absatz für Absatz weiterzulesen. Sei unterhaltsam und verbinde dein Wissen mit einem spannenden, lustigen oder überraschenden Aspekt! Umso länger bleibst du dann im Gedächtnis.
3) Sei spannend
Verrate das Ende der Geschichte nicht am Anfang. Geschichten vermitteln trockene Informationen spannend und mitreißend, aber du musst dich auch an die Dramaturgie halten.
Du hast einen Blog über ein trockenes Thema wie Finanzen oder Steuern? Dann verknüpfe deine Themen mit einem spannenden Aufhänger aus der Praxis.
Oder schau mal hier: Wie du ein spannender Blogger in einer langweiligen Nische wirst.
4) Wecke Emotionen
Eine Geschichte unterhält deinen Leser nicht nur, sie weckt in ihm auch Emotionen. Egal ob er deine Geschichte gut findet, sie ihn zum lachen bringt, wütend macht oder er sie liebt – mit Emotionen verbinden wir Erinnerung an das Gelesene.
5) Sei authentisch
Alle Blender fallen irgendwann auf und stürzen ab. Vor allem in der digitalen Medienwelt des 21. Jahrhunderts zählt Echtheit mehr als große Reden. Sei du selbst und zeig, dass du stolz auf deine Errungenschaften bist, gib aber auch Fehler zu.
6) Sei relevant
Damit deine Leser bleiben, wiederkommen und anderen von deinem Blog erzählen, musst du mehr als leere Hüllen verteilen. Je mehr die Geschichten, die du erzählst, mit der Lebenswelt deiner Leser verknüpft sind, desto besser. Finde Geschichten, die relevant für dein Publikum sind.
7) Kenne dein Publikum
Je besser du deine Zielgruppe kennst, ihre Probleme und Fragen verstehst, desto leichter findest du heraus, welche Geschichten deine Leser interessieren.
8) Stelle eine persönliche Verbindung zum Leser her
Mit einer Geschichte, die den Leser zum mitdenken und mitfühlen anregt, wird er sich leichter an dich und deine Seite erinnern und wiederkommen.
9) Binde den Leser ein
Indem du Identifikationsmomente schaffst, fühlt sich dein Leser persönlich angesprochen. Im Roman ist es eine Figur, mit der man sich leicht identifiziert, im Blog schaffst du das, indem du Fragen deiner Leser aufnimmst und ihre Probleme löst.
10) Motiviere
Du hast schon eine gute, unterhaltsame Geschichte? Super. Dann schaff einen tollen Abschluss und nutze das Storytelling dazu, deinen Leser zu neuen Taten zu motivieren.
Eine neue Geschichte schreiben, endlich einen besseren Überblick über die eigenen Finanzen bekommen, die eigene Website optisch von links auf rechts drehen – ganz egal, was das Thema deines Blogs ist, du hast es in der Hand, deine Leser zum Handeln zu bringen, indem du sie motivierst.
11) Unterstütze deine Geschichte durch Bilder
Der visuelle Aspekt ist vor allem im Social Media Bereich extrem wichtig. Jeder Facebook-Post, jede Twitter-Kurznachricht bekommt mehr Aufmerksamkeit, wenn er oder sie entweder durch einen Link oder ein Bild ergänzt wird. Also erzähl nicht nur bildhaft, sondern illustriere auch, wo es nur geht.
12) Nutze Metaphern
Die bildhafte Form des Erzählens geht Jahrtausende zurück und schafft Leserbindung. Indem du Wissen in Bilder verpackst (wie das z.B. Märchen tun), gibst du dieses Wissen spielerisch weiter und jeder kann es sich merken.
Ein Beispiel: Schreiben ist Kochen.
13) Verstehe
Verstehe, warum Geschichtenerzählen eine so große Faszination ausübt. Geschichten aktivieren viel mehr Regionen im Gehirn als eine einfache Information und verleihen einem Sachverhalt Bedeutung und Sinn. Außerdem werden sie öfter weitererzählt und geteilt als reine Sachinformationen. Je mehr du das Prinzip des Storytellings verstehst, desto besser wirst du.
14) Mache dich selbst zur Marke
Alle großen Unternehmen, Brands und Marken haben ihre eigene Geschichte, die sie (mehr oder weniger) erfolgreich nutzen.
Auch du hast deine Geschichte: Wie bist du zu deinem Business gekommen? Welche Wendepunkte in deinem Leben haben dich dahin gebracht, wo du jetzt bist? Was kannst du anderen Menschen geben? Nutze deine eigene Geschichte – sie ist dein unfairer Vorteil und macht dich einzigartig.
15) Überprüfe, was dich selbst begeistert
Wenn du in den nächsten Tagen Posts und Beiträge von anderen Bloggern siehst, überleg doch mal, was dich am meisten anspricht und welche Möglichkeiten „die anderen“ nutzen, um ihre Zielgruppe anzusprechen.
Abschreiben sollst du natürlich nicht, aber du kannst die Prinzipien auch für dich nutzen. Also finde deine eigene Stimme und geh in die Vollen!
Was wirklich zählt
Viele Blogger glauben, dass es reicht, wenn man einfach nur gute Informationen liefert.
Sie konzentrieren sich auf das „Was“. Dabei vergessen sie einen wichtigen Aspekt: das „Wie“. Es ist entscheidend, wie du etwas sagst.
Geschichten helfen dir, dieses Wie besonders elegant und einprägsam zu gestalten.
Worauf wartest du noch?
Geh und erzähle eine Geschichte – am besten deine.
Über die Autorin:
Christine Pepersack hat das Schreiben zum Beruf gemacht. Als Autorin textet sie für Onlineunternehmen und schreibt Drehbücher und Kurzgeschichten. Als Lektorin gibt sie fertigen Texten den letzten Schliff – ob Grammatik, Rechtschreibung oder Stilfragen, sie hat auf alles eine Antwort.
Auf ihrer Seite The Writer’s Loft bloggt sie über Dramaturgie und Storytelling, als feste Autorin auf Filmschreiben.de übers Drehbuchschreiben.
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Liebe Christine,
herzlichen Dank für den Beitrag. Ich finde ihn sehr hilfreich.
Ein wenig vermisse ich darin jedoch eine Story. 😉
Bei Punkt 10) tue ich mich schwer.
Ich grübele schon seit Ewigkeiten, ob ich andere Menschen wirklich motivieren kann.
Letztlich heißt, Leser zu motivieren, dass ich sie zum Handeln bewege.
Beweg ich sie tatsächlich? Ist es nicht vielmehr so, dass ich als Blogger und Autor nur einladen, ermutigen und inspirieren kannnß Um mit den Worten des Hirnforschers Gerald Hüther zu sprechen.
Vielleicht ist meine Überlegung aber auch nur akademischetr Natur und beinahe überflüssig. Mich bewegen allerdings solche Luxus-Fragen. 😉
Einen Punkt habe ich noch als Ergänzung: „Lerne (wieder), Geschichten zu erzählen!“
Als Kinder haben wir uns alle Geschichten ausgedacht. Als Blogger und Autoren sollgten wir wieder zu Kindern werden. 🙂
Viele liebe Grüße
Axel
Lieber Axel,
vielen Dank für deinen Kommentar und den Anstoß der Frage, ob „motivieren“ das richtige Wort ist für das, was wir Blogger doch alle mit unseren Texten beabsichtigen. Von daher gar nicht mal eine Luxusfrage, sondern vielmehr ein Aufruf, uns zu fragen, ob wir das so schwarz-weiß sehen wollen.
Ist es motivieren ODER ermutigen ODER inspirieren ODER einladen? Ich würde denken, dass es vielmehr die Summe aller Begriffe ist, die du in den Raum geworfen hast: denn egal ob nur ein Schalter im Kopf umgelegt wird oder wir unsere Leser zu einer direkten Handlung einladen/inspirieren/motivieren, das Ziel bleibt doch dasselbe.
Und Geschichten, ja davon sollten wir alle wieder viel mehr erzählen. Ich übrigens auch 😉
Sommerliche Grüße
Christine
Hallo Christine!
Ein wirklich schöner Artikel, der sicher nicht nur Anfängern weiterhilft. Aber eins muss ich dazu noch loswerden! Es gibt in der kreativen Arbeit (und da zähle ich Bloggen durchaus dazu), drei Schritte, die jeder Kreative mehr oder weniger durchläuft.
Zuerst kommt die Phase der Imitation, in der wir uns darin üben, zu machen, was die anderen machen. Ich kenne das von der Arbeit mit jugendlichen Autoren, wer gern Fantasy liest, schreibt dann eben auch Fantasy, ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Autor. Schreiben, schreiben, schreiben. Allerdings wimmelt auch der Buchmarkt von solchen „Imitaten“, da viele Verlage gern auf Nummer Sicher gehen.
Nach der Phase der Imitation kommt aber die spannendere Phase der Inspiration, in der wir auf der Basis älterer Ideen eigene entwickeln. Harry Potter ist da ein Beispiel, das jeder kennt. Internatsroman + Zauberlehrling = Weltbestseller.
Ganz wenige Autoren schaffen es dann bis zur Innovation. Das ist die Phase, in der wir alle Regeln der kreativen Arbeit so selbstverständlich verinnerlicht haben, dass wir sie über Bord werfen können und unsere ganz eigene Stimme finden – auch, wenn wir dann niemanden mehr kennen, von dem wir sagen können: „Der schreibt so wie ich!“
Innovativ zu schreiben erfordert sehr viel Mut und Erfahrung, und ich wünsche mir, dass immer mehr Autoren hilfreiche Schritte wie deine als das sehen, was sie sind: ein nützliches Werkzeug auf dem Weg zum eigenen Stil, keine Endstation, an der man stehenbleiben muss, weil „man“ das so macht.
Denn dann werden Storytelling und Bloggen erst wirklich kreativ, vielfältig und spannend für den Leser, wenn wir Autoren den Mut haben, uns über Regeln auch mal kackfrech hinwegzusetzen und so zu schreiben, wie es sich richtig anfühlt! Klar ist es extem wichtig, sein Handwerkszeug zu kennen (da helfen Artikel wie deiner natürlich sehr). Aber wirklich spannend wird es, wenn Autoren selbstbewusst sagen: „Klar kenne ich die Regel! Ich mache es aber trotzdem anders!“ Davon wünsche ich mir mehr, in der Bloggosphäre und auf dem Buchmarkt!
LG, Sookie
Liebe Sookie
vielen Dank für deinen Kommentar und deine ausführlichen Gedanken über die Phasen des Schreibens. Du hast sehr recht damit, denn so haben wir alle, ob wir das wahrhaben möchten oder nicht, mal angefangen. Kein Autor ist mit den passenden Worten, den richtigen Geschichten und dem „Talent zur Innovation“, nennen wir es mal so, geboren. Als wir angefangen haben zu schreiben, haben wir ganz natürlich erst mal das imitiert, was uns gefiel. Und dann sind wir nach und nach besser geworden, und meistens haben Menschen, die schon viel weiter waren als wir zu diesem Zeitpunkt, durch ein paar Tipps und Tools etwas in uns angestoßen. Sich über Regelwerke hinwegzusetzen bedeutet, dass man verstanden hat wozu sie da sind, und eben den einen Schritt weiter zu gehen. Ich hoffe, dass mehr Autoren sich trauen, das zu tun, denn dann kann, wie du festhältst, erst die Innovation stattfinden.
Danke für den Denkanstoß!
Viele Grüße
Christine
Liebe Christine, danke für deine Beiträge.
Ich bin Küchenchef und kann nur arbeiten und Erfolg haben mit guten Rezepten.
Seit geraumer Zeit erfülle ich mir mein Jugendtraum.
Das Schreiben.
Ich schreibe so wie wenn ich es dir gerade erzählen würde.
Rückmeldungen belegen, dass ich sehr gut schreibe/erzähle.
Da gibt es nur die eine Herausforderung… Ich bin und denke in Schwiizerdütsch.
Ich bin so Profi wie gerade nur möglich. Sei ein Profi in allem was du tust. Dies ist mein Leitsatz.
Auf der Suche um meine Herausforderung zu meistern, bin ich auf deine Ratschläge gestossen und sie helfen mir immer ein wenig besser zu schreiben.
Für Deine, vielleicht unbewusst grosse Hilfe ein grosses Dankeschön.
Liebs Grüessli
Roger
Lieber Roger,
vielen Dank für deine lobenden Worte! Ich freue mich sehr, wenn meine Artikel nicht nur gelesen werden, sondern auch etwas in den Menschen (und vor allem den Autoren unter uns) auslösen. Auch als Autor braucht man, so wie du als Küchenchef, gute Rezepte, um Erfolg zu haben. Wirklich herausragend werden die Gerichte aber nur, wenn man wagt, noch einen Schritt weiter zu gehen und Innovation zu wagen (siehe auch der Kommentar von Sookie zum gleichen Artikel). Deshalb wünsche ich mir sehr, dass Autoren wie du, die noch genug anderes, nämlich den eigentlichen Job, um die Ohren haben, trotzdem am Ball bleiben und auf ihre eigene Weise zum Profi werden mit dem, was sie tun und was sie schreiben. Schreib weiter und lebe deinen Jugendtraum, und vielleicht darf ich ja eines Tages mal etwas aus deiner Feder lesen.
Viele Grüße
Christine
[…] müssen auch gute Geschichtenerzähler sein. Ich sage es immer wieder: Baue Geschichten in deine Artikel […]
Wow, vielen Dank für den guten Artikel.
Ich glaube ich bin auch jemand der oft das „wie“ vergisst.