„Einestages werde ich mein Buch schreiben. Einestages werde ich Blogger werden. Einestages werde ich genug Mut haben, mein Buch zu publizieren.“
Wie oft hörst du solche Aussagen?
Wie oft sagst du so etwas zu dir selbst?
Das Problem ist:
Die Woche hat sieben Tage. Und Einestages ist keiner davon. Klick um zu TweetenIch bin zu jung, ich bin zu alt, ich bin zu langweilig, ich habe zu wenig Geld, ich habe die falschen Tools… Die Liste, die es an Ausreden gibt, ist förmlich unendlich. Und jeden Tag denken wir uns eine Neue aus.
Alles, was wir „Einestages“ tun wollen, das werden wir nie tun.
Ich weiß, das klingt total lahm nach Lebensweisheiten. Doch an solchen Sprüchen und Überschriften ist etwas dran.
Doch „Einestages“ werden wir aufwachen und verstehen, dass wir gelebt haben, aber unsere Träume gestorben sind. All die Ideen, die in unserem Kopf schwirrten – sie werden mit uns sterben, weil wir sie nicht verwirklicht haben.
All die Bücher, die in uns schlummern – sie bleiben für immer ungeschrieben.
„Am Ende unseres Lebens werden wir nicht die Dinge bereuen, die wir getan haben, sondern die Dinge, die wir nicht getan haben.“
– Mark Twain
Viele bleiben bei dem, was sie gut können: reden. Sie reden über ihr Buch, über ihre Blogs oder über ihre Träume. Aber die Wenigsten handeln.
Deshalb war ich sehr erstaunt als mich vor einigen Tagen ein Abiturient anschrieb.
„Hallo Herr Epp, ich habe gerade ein Buch veröffentlicht. Wäre das für ihre Seite interessant?“
Ehrlich gesagt interessiert mich das Buch weniger. Mich interessiert viel mehr der Mensch hinter dem Buch. Also rief ich ihn an.
Und ja: Er ist Abiturient und hat jetzt sein Buch veröffentlicht. Er ist Schriftsteller geworden.
Ich habe mir extra einen Hut gekauft, um zu sagen: Hut ab.
Ich habe mit ihm gesprochen und versucht möglichst viel über das Schreiben, das Schriftsteller werden und seine Herausforderungen herauszufinden.
Hier ist das Ergebnis:
P.S.
Ich bekomme kein Geld für dieses Interview (oder sonst irgendeine Leistung). Mich fasziniert einfach, dass es Menschen gibt, die wirklich Bücher zu Ende schreiben und ihren Weg gehen. Das ist meine Art diesen Jungen zu unterstützen 😉
Walter: Stell dich bitte kurz vor.
Tariq: Ich heiße Tariq und ich mache gerade mein Abitur. Ich schreibe seitdem ich 13 Jahre alt bin. Gropus war mein erster Roman und jetzt wurde er publiziert. Nebenbei bin ich noch Sanitäter beim roten Kreuz.
Wie verkauft sich dein Buch?
Zurzeit ist mein Roman auf Rang 20.000 auf Amazon – von 3 Millionen. Ich finde, das ist gar nicht mal so schlecht.
Ebook oder gedrucktes Buch?
Es ist ein eBook. Aber wenn das Interesse groß ist, dann kann es noch gedruckt werden.
Wie heißt dein Verlag?
Edition Kulap.
€€€ Was verdienst du so mit dem Buch?
Man kann froh sein, wenn man innerhalb von 6 Monaten 300-500 Euro verdient. Es wird halbjährig abgerechnet. Wenn dann mehr verkauft wird als gedacht, dann wird auch monatlich abgerechnet.
Lesetipp: 10 Wege, um mit dem Schreiben Geld zu verdienen
Wie bist du auf die Idee gekommen zu schreiben?
In der Schule war kaum Kreativität gefragt. Ich liebte spannende Geschichten und wollte eine eigene schreiben. Also habe ich mit 13 Jahren einfach angefangen. (Lesetipp: Kreatives Schreiben)
Anfangs habe ich einfach drauf losgeschrieben. Mit der Zeit kam mehr Planung hinein. Inspiriert wurde ich durch viel – Bücher, Spiele und Filme.
Wie hast Zeit gefunden, um zu schreiben?
Hauptsächlich in den Ferien. Es gab auch Wochen, wo ich nichts geschrieben hab.
# Lesetipp: Zeit zum Schreiben finden – 15 Tipps aus meinem überfüllten Leben
Wie gehst du mit Schreibblockaden um?
Ich gönne mir eine Pause, etwa eine Stunde. Ich muss einfach etwas Abstand nehmen vom Roman. Das Wichtigste ist, dass man sich nicht ärgert und sich nicht zwingt – sonst kommt nichts Gutes raus.
Wie sind deine Pläne?
Ich kann es noch nicht sagen. Ich plane Medizin zu studieren und nebenbei zu schreiben.
Vorbilder?
Viele. Aber vor allem J.K. Rowling. Sie schreibt sehr intelligent, humorvoll aber trotzdem ernst.
Dein Schreibstil?
Ich habe Humor eingebaut, aber es ist auch sehr ernst. Es geht um Freundschaft und Abenteuer.
Tipp an andere Jungautoren?
Sich nicht unterkriegen lassen von Agenturen und Verlägen. Man kann sehr niedergeschlagen werden. Als Jungautor, noch dazu mit dem ersten Buch – da wird man am Anfang nicht sehr ernst genommen.
„Sorry das Buch hat keine Chance. Auf wiedersehen.“ Das habe ich oft gehört.
Und Aufpassen bei Druckkostenzuschlägen. Solchen Verlägen sollte man nicht vertrauen, davon gibt es etwa 30 in Deutschland.
Ein guter Verlag verlangt kein Geld vom Autor. Sonst nimmt der Autor das Risiko des Verlages auf sich.
Was waren die wichtigsten Dinge, die du gelernt hast?
Ein Buch ist nie wirklich fertig. Und man will irgendwie immer Fehler finden. Man braucht mehr Selbstsicherheit.
# Lesetipp: 10 Gründe, warum ich schlechte Texte schreibe – und auch publiziere
Man lernt auch, welche Passagen langweilig sind und welche nicht.
Hast du einen Schreibtipp für uns?
Man schreibt spannende Stellen oft sehr schnell runter, aber dadurch wird die Stelle für den Leser langweilig, weil zu wenig Details genannt werden.
Ansonsten schreibe ich wie ich spreche. Wenn die Zielgruppe das gleiche Alter hat, wie der Autor, dann ist „Schreibe wie du sprichst“ wahrscheinlich der beste Schreibtipp.
# Lesetipp: Warum deine Geschichten langweilig sind – und wie du das ändern kannst
Das Wichtigste?
Sich nicht unterkriegen lassen. Und es wird immer Menschen geben, denen das Buch nicht gefallen wird – das muss man einfach akzeptieren. Man sollte sich auch nicht von Zahlen runterkriegen lassen.
Noch ein kleiner Tipp: Lieber erst mal über eine Literaturagentur probieren, um an die großen Verläge dran zu kommen.
Die Faustregel ist: Achte darauf, wer zahlt. Einen guten Verlag erkennt man daran, dass man selbst nichts zahlt, sondern dass es eine Provision gibt.
Tipp: Mit gutem Copywriting kannst du dein Buch auch besser verkaufen.
Danke Tariq für das Gespräch.
Hier könnt ihr euch Tariqs Buch kaufen. (Kein Affiliate-Link. Wie gesagt, ich bekomme nichts für diese Promotion hier 😉
Gib niemals auf
Tariq ist ein sehr bescheidener junger Mann, der meiner Meinung nach genau weiß, was er will und es auch durchzieht. Ich wünsche, dass wir alle uns nicht unterkriegen lassen.
Diese kurze Geschichte von Tariq sollte dir zeigen: Jeder kann es schaffen. Du bist nie zu jung. Du bist nie zu alt.
In jedem von uns schlummert ein Buch. Ein Blog. Ein Lied.
Fang einfach an.
Zieh es durch.
Höre niemals auf zu schreiben.
Lebe großartig, schreib großartig,
Dein Walter
Diese Artikel werden dir weiterhelfen:
Blogger werden in 6 Schritten
Blog erstellen: Die ultimative Anleitung
Werbetexten: Die 9 Gebote für mehr Verkäufe
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Schreibstil verbessern: 5 Übungen
Bulletpoints: 17 Wege, sie effektiv zu schreiben
Wow, das erste Buch in dem Alter! Auch ich ziehe meinen Hut vor dir!
Nun, das nehme ich mir auf jeden Fall als Vorbild! Spätestens nächstes lasse ich dann auch mein Buch erscheinen. Sonst schiebe ich auch nur vor mich hin 😉
Viele Grüße
Vladimir
Wir alle sind solche Aufschiebe-Meister, nicht wahr? 😀
Viel Erfolg dabei Vladimir.
Danke, dass du die Geschichte aufgegriffen hast. Wie motivierend. Und für einen so jungen Menschen auch tolle Aussagen im Interview.
In dem Alter schrieb ich maximal für die Tageszeitung …Auch ich ziehe meinen Hut!
Viele liebe Grüße
Tanja
Ich habe in dem Alter nur meine Klausuren geschrieben 😉
In dem Alter habe ich noch nicht einmal vom Schreiben zu träumen gewagt. Danke für das Interview und liebe Grüße an Tariq.
Tariq hat sich auch schon gemeldet und für das Interview gedankt. Wir drücken ihm die Daumen.
Vielen Dank für diesen Motivationsschub!
Das ist genau das, was ich heute brauche. Ich schreibe schon sehr, sehr lange. Aber nur im stillen Kämmerlein. Dadurch bin ich oft traurig und frustriert. Durch meinen Hang zum Perfektionismus traue ich mich nicht damit ins Licht zu treten.
Manchmal hatte ich jahrelange Pausen, weil mir diese Schreiberei sowieso sinnlos erschien. Aber irgendwie konnte ich es doch nicht lassen.
Dein Blog war schlussendlich der Anstoß, dass ich mich das erste Mal getraut habe, bei einem Schreibwettbewerb mitzumachen. Natürlich habe ich nichts gewonnen, das habe ich auch nicht erwartet. Im Nachhinein finde ich den Text auch wieder sauschlecht. Aber alleine, dass ich mich getraut habe, war für mich eine große Überwindung.
Durch das Lesen deines Blogs habe ich erkannt, dass du mit genau den gleichen Sorgen und Ängsten gekämpft hast wie ich. Das konnte ich mir vorher nicht vorstellen.
Großen Respekt vor diesem jungen Talent! Ich versuche mir, eine Scheibe davon abzuschneiden 😉 Danke!
Freut mich wirklich, dass ich dich motivieren konnte. Dafür bin ich ja hier 😉 Und ja, meine Welt ist auch nicht rosarot. Viel Erfolg beim Schreiben und gib nicht auf.
LG, Walter
Ein tolles Beispiel für Mut, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen.
Es gibt bestimmt mehr von diesen jungen Männern und Frauen, die Lust am Schreiben haben – aber nicht wissen, worüber. Ich kann mir vorstellen, das Tariq viele Tipps geben könnte.
Viele Grüße
Christoph
Jep, Durchhaltevermögen ist glaube ich hier der Schlüssel.
Ideen haben viele – doch die Meisten geben auf halber Strecke auf.
LG, Walter
Danke dir für das Interview, Walter 🙂
Es ist immer wieder inspirierend auch erfolgreiche junge Menschen zu sehen. Ansonsten verfällt man in das Denken, dass man erst ab einem bestimmten Alter etwas erreichen kann und Erfolg ist ja nun mal wirklich alterslos.
Ich wünsche Tariq auch weiterhin aller Gute!
Oh ja, Erfolg hat nichts mit dem Alter zu tun 🙂
Lieber Walter,
vielen Dank für diesen Artikel.
Mich begeistert besonders die Unbekümmertheit des jungen Autoren.
Er war sich seiner Sache sehr sicher und hat das Buch zu Ende geschrieben!
Respekt, Respekt!
Liebe Grüße Ulf
Ja, so kam mir das auch vor. Als ich mit ihm telefonierte, sprach er über sein Buch als sei es das normalste der Welt mal eben während des Abiturs ein Buch zu publizieren 😀
LG, Walter
Hallo Walther,
als Erwachsene dürfen wir den Führerschein machen, unser Geld anlegen und den Urlaub buchen. Die Klamotten werden nicht mehr von Muttern gekauft und die Einrichtung dürfen wir auch selbst aussuchen. Eigentlich klasse. Aber was wir mit jedem Tag bisschen mehr verlieren, ist diese Spontanität. Dieses „einfach machen“ und „dann schau mer mal…“. Und „wenn es nichts wird, dann wird eben anders gemacht“.
Was uns Oldies fehlt, hat der junge Mann eindrucksvoll gezeigt.
Danke dafür!
Viele Grüße
Angelika
Jep, einfach machen.
Das unterschreibe ich!
LG, Walter und viel Erfolg beim einfach machen!
„Ein Buch ist nie wirklich fertig“. Dieser Satz hält vermutlich die meisten Menschen davon ab, ein Buch zu Ende zu bringen. Den Mut zu haben, es trotzdem zu veröffentlichen ist schwer. Dafür Respekt an dich Tariq.
Gruß,
Claudius
Ja, ein Buch ist nie richtig fertig. Und ein Blog auch nicht. Aber das ist kein Grund, nicht zu publizieren. Ich habe einen Gastbeitrag zur Angst von Buchautoren:
https://www.schreibsuchti.de/2014/07/14/angst-buch-publizieren/
LG, Walter
Super gemacht Tariq. Weiter so und viel Erfolg für dein Buch.
Ich bin ebenfalls an meinem Debütroman dran (das ich mit einem Verlag momentan bearbeite) und bin schon sehr gespannt, was dabei herauskommt. Aufgeben war nie eine Option – daher grossartig, das du das ebenfalls so gemacht hast.
Damen hoch.
Danke Dir Walter für das tolle Interview und die hilfreiche Website. Hat Spass gemacht den Artikel zu lesen.
Beste Grüsse Adam
Gern geschehen. Ich drücke Tariq auch die Daumen.
Lass uns wissen, was aus deinem Roman geworden ist 😉
Hallo Walter,
ich bin erstaunt, mit welcher Leichtigkeit der junge Mann deine Fragen zu beantworten scheint. Die Unbekümmertheit der Jugend oder einfach der unbedingte Wille etwas zu veröffentlichen, ist denke ich mal der Grund für sein bemerkenswertes Handeln. Gerade in einer Zeit der digitalen Medien, die einen Verriss in sekundenschnelle zu tausenden von Usern transportieren, zeugt es von unglaublichen Mut, vor allem auch in diesem Alter, sich durch eine Veröffentlichung der kritisch-neidischen Welt der schreibenden Zunft zu stellen. Hut ab – und ich brauchen mir keinen zu kaufen.
Weiter so!
Lieben Gruß
Mathias
[…] sagte auch ein junger Autor im Interview mit mir: Lass dich nicht von deinem eigenen Text […]