Februar 5

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Schreiben mit Spannung – So fesselst du den Leser (ohne Seil)

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Du hast nur wenige Sekunden, um zu begeistern. Nutze sie.

Wie baut man einen Text spannend auf? Wie erzeugt man Spannung, ohne den Bogen zu überspannen? Für die Dramaturgie eines Textes gibt es eine einfache Regel. Wer diese beachtet, verliert seine Leser nicht zu Beginn des Textes, sondern fesselt sie an den Bildschirm.

Wenn einem Autor der Atem ausgeht, werden die Sätze nicht kürzer, sondern länger.

John Steinbeck (1902-68), amerik. Schriftsteller

Ein spannender Text folgt einem bestimmten Prinzip. Und dabei ist es egal ob es ein Roman, eine Werbetext, ein Blogpost oder eine Kurzgeschichte ist. Sie alle sind spannend und fesselnd, weil ihre Autoren eine einfache Regel befolgen.

Diese Regel lautet:

Jeder Satz sollte

  • eine Frage aufwerfen
  • die Beantwortung einer Frage hinauszögern,
  • oder eine Frage beantworten.

Das ist die ultimative Kunst beim Storytelling.

Jeder andere Satz, der keine dieser Funktionen erfüllt, ist damit schlicht überflüssig und langweilt den Leser.

Wenn deine Leser nach deinem Text das Gefühl haben, dass ihre Uhr kaputt ist, dann solltest du schnell etwas an deinem Schreibstil ändern – und die oben genannte Regel befolgen.

1) Eine Frage aufwerfen

Du hast bestimmt mit deinem aufmerksamen Texterauge erkannt, dass mein Text auch mit einer Frage beginnt. Doch es muss nicht immer so offensichtlich sein.

Es reicht auch, wenn eine Frage sich aus dem Kontext ergibt: „Der arrogante Anwalt schenkte dem Fremden mit der zerrissennen Jacke seine Brieftasche.“ Hier wird die Frage aufgweworfen: Warum? Wieso verschenkt der Porsche-Fahrer sein „ledernes Herz“ einem Bettler?

Oder für Sachtexte:

„Diese Website-Funktion haben wir mit einem speziellen Addon erreicht.“ Der Leser fragt sich nun: welches Addon? Das will ich auch.

Anleitung: Copywriting.

2) Eine Antwort hinauszögern

Mit dieser Methode verdienen Serienmörd…ups…Serienmacher ihre Brötchen. Wer kennt es nicht: Die Eltern kommen nach Hause, öffnen die Tür und schreien entsetzt auf. Doch wir sehen nicht, was sie sehen. Schnitt. Andere Szene (oder auch Werbung für Zahnpasta).

Natürlich bleiben wir nun als vernünftige Zuschauer hocken und hoffen, warten und beten förmlich, dass uns der Filmemacher endlich verrät, was die Eltern da gesehen haben.

Man nennt diese Methode auch Cliffhanger: An der spannendsten Stelle aufhören oder wechseln, um die Spannung noch ein bisschen zu erhalten und den Leser (Zuschauer) zappeln zu lassen.

Meist erreicht man dies durch einen einfachen Satz: „Wenn da nicht diese eine kleine Sache gewesen wäre.“

Doch vorsicht: Man darf es nicht übertreiben. Nach der zweiten, dritten und 34. Wendung und Hinauszögerung hat der Leser einfach keinen Bock mehr und macht das Buch zu bzw. vollbringt die beleidigendste Geste, die es im Internet gibt: er klickt weg.

Also: Dieses Mittelchen wie Salz einsetzen. Nicht zu viel, aber auch nicht weglassen.

Hier sind 5 weitere Wege zum Schreibstil verbessern.

3) Eine Frage beantworten

Das klingt banal, aber…kein aber. Es ist banal. Trotzdem langweilen zu viele Texte mit sinnleeren Phrasen, Worthülsen und Dingen, die jeder schon weiß (Binsenweisheiten).

Dazu gehören: „Übung macht den Meister“, „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, „es wurde fieberhaft gesucht“, blablabla.

Bringe dem Leser Nutzen. Beantworte so viele Fragen wie möglich. Sei so informativ wie es nur geht. Deine Leser werden dich dafür lieben.

Wie?

Lies deinen Text ein zweites und ein drittes Mal und frage dich: Überlebt der Text, wenn ich diesen Satz töte? Wenn ja, dann einfach weg damit. Du wirst sehen: Deine Texte werden kürzer, aber dafür spannender und interessanter.

In diesem Sinne:

Autoren sollten stehend an einem Pult schreiben. Dann würden ihnen ganz von selbst kurze Sätze einfallen.

Ernest Hemingway (1899-1961), amerik. Erzähler

(Hier noch mehr Zitate über das Schreiben.)

Walter Epp

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  • Hallo Walter,

    herzlichen Dank auch für diesen bedenkenswerten und informativen Artikel. Ich schlage mich übrigens gerade mit dem Problem herum, wiman als Autor oder Autorin eine gute Beschreibung hinbekommt, die darstellt, wie jemand einerseits durch Alltäglichkeiten, das, was sie tut geerdet wird, wie sich aber allmählich dieser Nutzen abschleift und zwar durch den ganz normalen Alltagswahnsinn und durch Altlasten, die sich immer wieder in die Gegenwart einschalten.
    Alles erdenklich Gute!

    Liebe Grüße

    Christiane

  • Hi,
    diese Hinweise habe ich so noch nie gehört, klingt aber zumindest schlüssig für mich. 😉 Ich werde das auf alle Fälle in meinen nächsten Artikeln mal beachten.

    Gruß

  • Vielen Dank für die Aufzählung. Ich weiss, dass ich meinen Schreibstil bei meinen Blogbeiträge wirklich ändern muss. Allerdings ist das auch sehr schwierig, denn Gewohnheiten lege ich doch nicht so einfach ab.

  • Als „Instinktschreiber“ achte ich auf all das manchmal viel zu wenig – und muss dann oft nachträglich noch ein paar Spannungsmomente in den eigentlich fertigen Text pumpen. Das kann dann schon mal etwas knifflig sein …. Insofern bin ich also immer sehr dankbar, wenn mich Tipps wie diese etwas mehr für die Leserbedürfnisse sensibilisieren. Daumen oben!

    • Hallo Andreas. Ich schaffe es auch nicht vom ersten Ansatz. Das redigieren ist meist wichtiger als der erste Entwurf. Auch Profis sagen, dass bei ihnen der ersteEntwurf bescheiden ist.

  • Einfach.
    Nur.
    Gut.

    Lieber Walter,
    eine Frage habe ich schon. Wie können dir bei einem Blogger, der erst morgen schreibt, die Haare zu Berge stehen? Hast du für Wantrepreneure ein spiritistisches Gespür?

  • Heidewitzka,
    den hast Du für mich geschrieben – großartig – Deine Überschrift dazu sitzt. Wetten dass ich das so schnell nicht wieder vergesse – so in ein Restaurant zu kommen – auweia – aber schreiben…… ja genau so hab ich es wohl viel zu oft gemacht – wenn auch nicht geschrieben, so doch in meine Videos hineingesprungen ins Vergnügen. Neee, das hat ein Ende, lustvoll an die Hand nehmen und noch mal hier und da einen Abstecher machen – freu mich schon drauf.
    Dank Dir von Herzen – ja, ich hatte Dich vermisst und freu mich, dass Du „auf Abwegen“ warst und wieder volle Pulle dabei bist.
    Bleib vergnügt, es steht Dir so unglaublich gut.
    herzlichst
    Greta

  • Hallo Walter,
    Herzlichen Dank für diesen Informativen Beitrag! Ich als Fachübersetzerin lese meine Text auch 3- oder 4-mal. Beim ersten Mal klappt es leider nicht. Obwohl ich seit Jahren hunderte professionelle Fachübersetzungen bearbeitet habe. Deine Texte sind kürz und spannend.

    Ps. Sorry für die Schreibfehlern ich bin Niederländerin.

    Liebe Grüßen,

    Anja

  • Hi Walter!

    Ich habe gerade deinen äußerst informativen Text darüber gelesen, wie man fesselnder schreibt und war unheimlich begeistert, nur bei der Umsetzung kam bei mir eine Frage auf.
    Wo finden mit diesem Konzept bildhafte Beschreibing in einem Prosa-Text Platz? Wenn ich beispielsweise eine Person oder einen Raum (meist über mehrer Sätze hinweg) näher beschreiben will, wirkt das dann als „langweilig“ bzw. unnötig oder zählt das als „Frage beantworten“? Oder muss ich Beschreibungen um jene Punkte „bauen“, sie sozusagen einfach in den Satz mit hinein nehmen, während ich bspw. eine Frage beantworte oder stelle?
    Oder soll ich einfach die Anzahl und Länge der Beschreibungen dezimimieren?

    Ich wäre sehr froh, wenn du mir weiterhelfen könntest!

    LG

    • Hi Nicole,
      Prosa ist eine ganz andere Gattung und da gelten teilweise andere Regeln.

      Als Faustregel solltest du dir merken: Alles, was die Geschichte vorantreibt, ist gut. Alles, was einfach nur Ausschmückung ist, kann weg.
      Die Kunst liegt darin, mit wenigen Worten eine Atmosphäre zu erschaffen, ohne 5 Seiten dafür zu verbrauchen.

      Leider kann ich dir nichts genaues sagen, denn dazu müsste ich den Text sehen.

      LG, Walter

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