Der Durchschnittsschreiber mag sie, der Durchschnittsleser wird von ihnen gelangweilt: die ausgenudelten Phrasen.
Wie man langweilige Phrasen und ausgenudelte Bilder vermeidet und wie man packende Texte schreibt:
Der Durchschnittsschreiber mag sie, der Durchschnittsleser wird von ihnen gelangweilt: die ausgenudelten Phrasen.
Sobald der Leser liest, dass etwas auf Hochtouren läuft, schaltet er auf Durchzug. Diese abgedroschene Phrase packt ihn nicht. Er ist unterfordert. Am Ende hat der Leser 50 Wörter gelesen und doch nichts erfahren. Warum? Wegen der ausgenudelten Bilder und Redensarten.
Deshalb der Tipp: Finger weg von abgedroschen Bildern – diese werden meist gar nicht mehr als solche erkannt.
Dass alles in Butter ist versteht jeder. Doch er stellt sich die Butter nicht vor. Das Bild ist ausgenudelt. Der Apfel, der nicht weit vom Stamm fällt, hat keinerlei Wirkung auf den Leser. Er denkt sich: „Den Satz kenn ich doch“ und liest nicht weiter. Alles kommt ihm irgendwie bekannt vor.
Lass dir Zeit – finde die Nudeln
Doch diese Bilder drängen sich förmlich auf. Zu oft lassen wir uns von ihnen verführen. Ihre sanfte liebliche Stimme flüstert in unser Schriftstellerohr: „Benutze mich, es ist doch so einfach.“
Ja, zu viele machen es sich zu einfach – und werden als Folge nicht gelesen.
Deshalb: Immer noch mal über den eigenen Text lesen, leere Phrasen und Worthülsen auffinden und ersetzen – oder einfach weglassen.
Verändere das Bild bewusst
Ein Lösungsansatz: Wenn sich ein ausgenudeltes Bild oder Phrase aufdrängt ist das nicht schlimm. Sie bietet uns die Möglichkeit sie abzuwandeln und damit zu glänzen.
Benutze ein abgedroschenes Bild und verändere es bewusst. „Friede, Freude, Eier suchen“ (anstatt des berühmten Eierkuchens. Wie sieht so ein Eierkuchen eigentlich aus?).
Anstatt der Schmetterlinge im Bauch ist die Unruhe im Bauch viel aussagekräftiger.
Viele Zeitungen (leider nicht alle), Agenturen und Texter haben eine schwarze Liste zusammengestellt auf der all die abgedroschenen Phrasen und ausgenudelten Bilder stehen. Der Grund: Je öfter man eine Phrase hört, desto weniger Bedeutung hat sie.
Wer also gelesen werden will und beim Leser einen Eindruck hinterlassen will, der sollte Phrasen und Binsenweisheiten vermeiden. Tipp: Immer noch mal drüberlesen und nach Ausgenudeltem suchen.
Welche Phrase geht dir so ziemlich auf die Nerven?
Welches Bild kannst du nicht mehr lesen oder hören?
Freu mich über eure Meinung.
Walter Epp